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Ausgabe 3/2018, Seite 3.

„Höheres Risiko Gewalt zu erleben“

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Falk Terlinden im Gespräch mit Selbstvertretern beim Fachtag Gewaltprävention der Lebenshilfe NRW.
Falk Terlinden im Gespräch mit Selbstvertretern beim Fachtag Gewaltprävention der Lebenshilfe NRW.
© Philipp Peters

Gewaltprävention weiter professionalisieren: Lebenshilfe NRW stellt neue Schulung ab 2019 zum Thema „zertifizierte Gewaltpräventions- und Schutzfachkraft“ vor.

Von Philipp Peters

Neue Schulung bei der Lebenshilfe NRW: Ab 2019 wird es eine Schulung zur „zertifizierten Gewalt­präventions- und Schutzfachkraft“ in der Eingliederungshilfe geben. „Die Idee zu dieser Weiterbildung gibt es seit 15 Jahren. Jüngere Ereignisse haben uns dazu bewogen, diese berufliche Weiterbildung zu ent­wickeln. Eine so umfassende Weiterbildung zur Gewaltprävention ist uns für NRW nicht bekannt“, sagte Falk Terlinden, Fachbereichsleiter Bildung bei der Lebenshilfe NRW und ehemaliger Leiter einer Wohn­stätte in der Eingliederungshilfe.

„Gewaltprävention ist ein sehr wichtiges Thema. Als ich die Bilder einer TV-Reportage im vergangenen Jahr gesehen habe, in der Misshandlungen in Einrichtungen der Lebenshilfe dokumentiert wurden, hat mich das sehr belastet. Es hat mich wütend gemacht“, sagte Herbert Frings, Landesgeschäftsführer der Lebens­hilfe NRW. Doch die Reportage habe auch Dinge in Gang gesetzt und das Thema Gewaltprävention stärker auf die Agenda aller Lebenshilfen gesetzt.

Fragwürdige Situationen ansprechen

„Es freut mich, dass die Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen das Thema weiter professionalisieren möchte. Es ist ein wichtiger Kompass zur Justierung unserer Haltung in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung in aufkommenden sozialpolitisch stürmischen Zeiten. Menschen mit einer geistigen Behinderung haben ein höheres Risiko Gewalt zu erleben“, erklärte Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Bundesgeschäftsführerin der Lebenshilfe.

In ihrem Vortrag anlässlich des Fachtages „Gewaltprävention“ der Lebenshilfe NRW im Juni betonte sie, dass es wichtig ist, dass Mitarbeiter Situationen bei Leitungen ansprechen oder melden, die sie für frag­würdig halten. Sie wies in dem Zusammenhang auf die Bundesweite unabhängige Beschwerdestelle der Lebenshilfe (Bubl) hin, die es seit Dezember 2017 gibt. „Ich würde es begrüßen, wenn es eine bundes­weite Beschwerdestelle des Bundes geben würde, als Zeichen der Verantwortungsübernahme – immer­hin zahlt der Bund viele Leistungen der Eingliederungshilfe.“

Weitere Infos zum Fachtag und zur neuen Schulung gibt es auf bildung.lebenshilfe-nrw.de

Vorschläge der Lebenshilfe-Räte in NRW

Zum Thema Gewaltprävention hatten die Lebenshilfe Räte im November 2017 in Bochum getagt und folgende Vorschläge erarbeitet:

  • Feste Ansprechpartner zum Thema Gewalt in den Einrichtungen
  • Persönliche Vertrauensperson für jeden Nutzer. Zusätzlich sollte es Frauen- aber auch Männer­beauftragte geben.
  • Ombudsmänner / Ombudsfrauen in den Einrichtungen, also Berater, die nicht angestellt sind und zur Klärung bei Schwierigkeiten kontaktiert werden können
  • Selbstverteidigungskurse für Nutzer
  • Technische Hilfsmittel für den Notfall zur Verfügung stellen (z.B. für Rollstuhlfahrer, die sich nicht wehren können und um Hilfe rufen müssen, z.B. Hupe am Rollstuhl, Telefonapp…)
  • Fortbildungen für alle Mitarbeiter zum Thema Gewaltprävention
  • Fortbildungen für Nutzer zum Thema Gewalt. Hierzu sollten barrierefreie Zugänge geschaffen werden
  • Fortbildungen für Selbstvertreter der Einrichtungen (z.B. Beirat) und barrierefreie Zugänge
  • Bewohner der Einrichtungen sollten sich gegenseitig beraten können (Peer to Peer Beratung)
  • Angebot von Mutmachkursen
  • Angebot von Ethikkursen, in denen über das Leitbild der Einrichtung gesprochen wird
  • Anleitungen in leichter Sprache für die Bewohner der Einrichtungen, in denen beschrieben ist, wie man sich Hilfe holen kann

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