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Teilhabe bis ins Alter innovativ gestalten

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Abschlusstagung des BMBF-Projekts MUTIG

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© David Maurer / Lebenshilfe

Auch ältere Menschen mit Behinderung wollen so lange nach ihren eigenen Wünschen wohnen, wie es nur geht. Das fand das Forschungsprojekt MUTIG der Katholischen Hochschule NRW in Münster heraus.

Menschen mit Behinderungen eine selbstbestimmte individuelle Lebensführung zu ermöglichen, ist die zentrale Aufgabe von Wohndiensten der Eingliederungshilfe. Mit dem Bundesteilhabegesetz sollen die Wohndienste stärker personenzentriert arbeiten. Eine gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe soll so besser realisiert werden können - und zwar unabhängig vom Alter der Nutzer*innen und davon, in welchem Wohnsetting sie leben. Menschen mit Behinderungen wünschen sich, in einer eigenen Wohnung zu leben und im Alter dort bleiben zu können. Kleinere Wohn- und Hausgemeinschaften gewinnen daher an Bedeutung. Menschen mit geistiger Behinderung leben heute noch am häufigsten in Wohnheimen mit 20 und mehr Personen. Die großen Komplexeinrichtungen, in denen das gesamte Leben überwiegend auf einem Gelände stattfindet, verlieren stark an Bedeutung. Das ist politisch gewollt. Die 2009 in Deutschland in Kraft getretene Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen betont das Recht jedes Menschen mit Behinderungen, selbst zu entscheiden, wo und mit wem er wohnen möchte. Diesem Anspruch folgend, wurde das Bundesteilhabegesetz verabschiedet.

Das Forschungsprojekt MUTIG hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sich die professionellen Dienste in Wohnheimen, in Haus- und Wohngemeinschaften und im unterstützten Einzel- oder Paarwohnen auf ihre älter werdenden Nutzer*innen einstellen können. Es gilt, die individuellen Teilhabemöglichkeiten auch im Alter zu sichern und neue zu eröffnen. Zugleich muss die Unterstützung für Anbieter (d. h. Träger der Behindertenhilfe) und informelle Vertrauenspersonen (wie z. B. Angehörige) organisierbar und insgesamt wirtschaftlich tragfähig sein.

„Entscheidend bei allen Beispielen neuer Wohnangebote ist grundsätzlich, dass sie die Wahlmöglichkeiten erweitern und ein selbstbestimmteres Leben ermöglichen bei notwendiger gewährleisteter Unter­stützung. Ein wesentliches Kennzeichen der Qualität dieses Projektes steckt nicht nur in der beein­druckenden Vielfalt unterschiedlicher erforschter Angebote, sondern auch darin, dass Menschen mit Behinderung selbst mitwirken konnten und ihre Wünsche und Vorstellungen in die Ergebnisse einge­flossen sind. Der Lebens­hilferat NRW macht uns allen deutlich: es ist an der Zeit, zukünftige Bewohner*innen nicht nur zu fragen, sondern sie im besten Falle gleich von Anfang an in Planungen einzubeziehen und bei Forschungs­projekten als Co-Forscher*innen auf Augenhöhe mitwirken zu lassen. Leben in allen Lebens­phasen, so wie ich das möchte, ist ein Wunsch, den alle Menschen gleichermaßen haben. Die Ergebnisse des Projektes zeigen gut, wie es gehen könnte und zeigen zugleich auch Hindernisse auf, die behoben werden müssen. Insgesamt ermutigende Ergebnisse.“ sagt Bärbel Brüning, Geschäftsführerin des Landesverbandes Lebenshilfe NRW e.V.

Das Forschungsprojekt wurde im Zeitraum von 2015 bis 2018 von Prof. Dr. Friedrich Dieckmann und Prof. Dr. Sabine Schäper vom Institut für Teilhabeforschung der Katholischen Hochschule NRW in Münster geleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Projektpartner sind das Inklusionsamt Soziale Teilhabe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und der Landesverband Lebenshilfe NRW e.V.

Unter dem Titel „Unterstützung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen bis ins Alter innovativ gestalten“ erwarten die Projektpartner 200 Teilnehmer*innen zu der Abschlusstagung, die am 4. und 5. März 2020 in der Katholischen Hochschule NRW in Münster stattfand.

Im Projekt MUTIG wurden die Wohnsituation von Erwachsenen mit geistiger Behinderung in Westfalen-Lippe und Umzüge im Alter untersucht. Kernstück des Projekts war die Identifikation und Evaluation innovativer Gestaltungselemente in unterstützten Wohnsettings von neun Praxispartnern in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Neue Ideen wurden auch aus der Wohnunterstützung in Skandinavien und den Niederlanden gewonnen, zum Beispiel in Bezug auf kleinere Wohnhäuser, eine größere Autonomie der Mitarbeiterteams vor Ort oder digitale Instrumente für die verlässliche Kommunikation aller Beteiligten.

Auf der Basis der vorgefundenen Gestaltungselemente, der Fachliteratur und zusätzlicher Praxishinweise wurden die Empfehlungen systematisiert. Auf der Abschlusstagung und in einer Buchpublikation, die zurzeit vorbereitet wird, werden neben Leitkonzepten für Anbieter und Fragen des Personal­manage­ments beschrieben, in welchen Bereichen die individuelle Lebensgestaltung im Alter wie unterstützt werden kann (u.a. Wohnoptionen, Sozialraum und soziale Beziehungen, Tagesgestaltung, Mobilität, Pflege, Unterstützung in der Nacht, Gesundheit, Begleitung am Lebensende).

Besonders bereichernd war die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen im Projekt. Sie wurden zu ihren eigenen Vorstellungen zur Lebensgestaltung im Alter befragt. Zusätzlich wurden mit dem Lebenshilferat der Lebenshilfe NRW e.V. als „Expert*innen in eigener Sache“ in zwei Workshops mögliche Lösungsvarianten diskutiert und entwickelt.

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