Damit Selbstbestimmung gelingt müssen Menschen mit Behinderung bessere Rahmenbedingungen für Erwachsenenbildung erhalten. Oft scheitert es bereits an der benötigten Assistenz bei Seminaren und der Anreise.
Die Lebenshilfe Bildung NRW protestierte am vergangenen Montag gegen Bildungsungerechtigkeit bei Menschen mit Behinderung. Von der Landesgeschäftsstelle zog der Protestzug zum Berufskolleg der Lebenshilfe NRW und machte mit Plakaten und Rufen auf Probleme in der Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung aufmerksam.
In einem Gespräch mit Selbstvertreterin und Landesvorstandsmitglied Monika Spona-L'herminez erklärte Falk Terlinden, Geschäftsführer der Lebenshilfe Bildung NRW gGmbH, auf der Abschlusskundgebung, wo es bei der Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung klemmt. So fehlt es aufgrund niedriger Werkstattlöhne an finanziellen Möglichkeiten Angebote zu buchen. Kosten für notwendige Assistenz und Anreise sind nicht gesichert und gehen zu Lasten anderer persönlicher Fachleistungen. Bildungsträger bekommen die von den Menschen mit Behinderung benötigten Assistenzen nicht refinanziert. „Deshalb fordern wir ein unverhandelbares Budget für Bildung für Menschen mit Behinderung“, sagte Spona–L'herminez. „Die finanzielle Förderung von barrierefreien Zugängen in der Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung ist im Weiterbildungsgesetz NRW nicht vorgesehen. Die letzte Landesregierung hat den Bildungsträgern die Pflicht zur Inklusion ins Aufgabenbuch geschrieben, jedoch ohne eine dementsprechende Förderung. Gelebte Inklusion kostet Geld und das muss es einer Gesellschaft und dem Land NRW wert sein“, so Terlinden weiter.
Menschen mit Behinderung sollen so selbstbestimmt leben, wie es geht – dies ist gelebte Inklusion. Doch wenn diese Menschen nicht die Möglichkeit haben sich zu bilden, bleibt die Selbstbestimmung auf der Strecke und somit die gelebte Inklusion in NRW. „Lebenslanges Lernen und Erwachsenenbildung sind in der von Deutschland ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben. Die Realität sieht anders aus“, sagte Terlinden.
Der Protest an einem Montagabend im November war bewusst gewählt. Viele Bürger:innen und Politiker:innen wissen nicht um die bestehende Bildungsungerechtigkeit. Sie liegt gesellschaftlich in einem Dunkelfeld und sollte durch einen Marsch in der Dunkelheit symbolisch aus der Dunkelheit geholt werden.