Von Verena Weiße
„Das geht an keinem spurlos vorbei. Da bist Du froh, dass Du eine FFP2-Maske aufhast und keiner sieht, wie Dir die Tränen herunterlaufen. Diese Bilder vergesse ich mein Leben lang nicht.“ Josef Neumann ist noch immer von den Erlebnissen berührt, die der gebürtige Pole kurz nach Beginn des Krieges an der polnisch-ukrainischen Grenze erlebt hat.
Schnell war für Josef Neumann klar. Da informiere ich mich selbst vor Ort und schaue, wie wir konkret und gut organisiert helfen können. Und so reiste der NRW-Landtagsabgeordnete gemeinsam mit einem kleinen Team aus kompetenten und polnisch/russisch sprechenden Männern und einer Frau für drei Tage an den Bahnhof der Grenzstadt Przemysl. „Die Hilfen unterscheiden sich völlig von denen 2015. In der Ukraine muss die ganze Infrastruktur evakuiert werden. Es kommen komplette Einrichtungen mit Menschen mit Behinderung am Bahnhof in Przemysl an“, so Josef Neumann, ehemaliger Geschäftsführer der Lebenshilfe-Werkstatt für Behinderte gGmbH Solingen und weiterer Integrationsunternehmen der Lebenshilfe Solingen, weiter. Die Hilfe sei vielschichtig und müsse gut koordiniert werden.
Zurück in Deutschland setzte sich der 61-Jährige gleich mit mehreren Trägern in Verbindung – mit Bethel regional, DRK – und mit der Lebenshilfe NRW: „Wir haben eine Abfrage gestartet, welche Einrichtungen welche Möglichkeiten haben, Menschen mit Behinderung aufzunehmen. Auch sind wir Mitte und Ende März mit 30 Fahrzeugen des DRK nach Kolberg und Stettin gefahren und haben noch mal eine große Gruppe von Menschen mit Behinderung aufgenommen“, so Neumann.
Bärbel Brüning, Geschäftsführerin der Lebenshilfe NRW: „Ich danke Josef Neumann für sein außerordentliches Engagement. Nach seinem Anruf habe ich umgehend die Bundesvereinigung, die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ländern und die Lebenshilfen vor Ort informiert, da sofort klar war, dass so viele Menschen und auch ganze Einrichtungen Unterstützung brauchen, dass wir bundesweit handeln müssen.“ Es konnten fast 250 Menschen mit Behinderung in NRW und viele weitere in andere Bundesländer vermittelt werden. Neumann: „Das ist ein gezielter Einsatz für Menschen mit Behinderung.“