„Sie ist eingesammelt worden und nach Bonn gekommen“, erinnert sich der Cousin von Katharina Brand, die 1935 in Holzheim bei Neuss geboren wurde. Der damalige Hausarzt sei mit der Mutter in einer „Nacht- und Nebelaktion“ nach Bonn gefahren und die beiden haben sie zurückgeholt aus der Rheinischen Landesklinik für Jugendpsychiatrie, in der das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten besonders vorangetrieben wurde. Katharina sei auf dem Bauernhof versteckt worden, auf dem ihre Mutter zu jener Zeit gearbeitet hat.
Das ist eine von 14 bewegenden Portraits, die Kai Stefes in seiner Ausstellung „Lebensbilder“ und dem begleitenden Buch festhält. Die ihn bewegen, den geschichtsinteressierten Grevenbroicher, der seit 13 Jahren als freier Fotograf für die Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss tätig ist. „Bei einem meiner Fotoaufträge bin ich Anton Kluth begegnet. Mit ihm fing alles an und ich wollte wissen, wie er es geschafft hat, das Euthanasie-Programm der Nazis zu überleben. Bei dieser Recherche ist aufgefallen, dass es noch weitere Menschen bei der Lebenshilfe Rhein-Kreis-Neuss gab und gibt, die überlebt haben“, sagt Kai Stefes. Warum hat es den gebürtigen Grevenbroicher nicht getroffen, wie konnte Anton Kluth als Kind überleben?
Auch Lebenshilfe NRW-Geschäftsführerin Bärbel Brüning war beeindruckt von Idee, Umsetzung und Bedeutung der „Lebensbilder“ – gerade in Verbindung mit der Lebenshilfe. „Dieses Projekt hängt sinnbildlich eng mit der Geschichte der Entstehung der Lebenshilfe zusammen. Gründer Tom Mutters hat nach dem Krieg Familien dazu ermuntert, ihre Kinder mit Behinderung nicht mehr zu verstecken und dass sie ein Recht auf Förderung haben. So etwas wie im Nationalsozialismus darf nie wieder passieren.“
Ein Zeichen, das Kai Stefes gesetzt hat. Nachdenklich erzählt der Fotograf von Charlotte Bürger, die glühende Anhängerin der Nazis war. „Die Flucht muss so schlimm gewesen sein, dass sie sie geistig in Mitleidenschaft gezogen hat. Charlotte Bürger wäre dieser Ideologie, der sie so anhing, mit ihrer Behinderung selbst zum Opfer gefallen. Das ist für mich so wichtig an dieser Geschichte.“ vw
Das begleitende Buch kann im Buchhandel oder unter www.kaistefes.de/lebensbilder-13-lebenswerte-leben/ bestellt werden. Kai Stefes ist weiter auf der Suche nach Menschen, die das Euthanasie-Programm der Nazis überlebt haben.
Kai Stefes macht Fotos von Menschen mit Behinderung, die die Nazi-Zeit überlebt haben.
Dazu plant die Lebenshilfe NRW eine Ausstellung für den 3. Dezember.
Das ist der Tag der Menschen mit Behinderung.
Das Projekt heißt Lebensbilder und passt sehr gut zur Geschichte von der Lebenshilfe.
Anfang Dezember 2024 wird Kai Steffes seine Bilder im Rahmen des Kulturprojektes der Lebenshilfe NRW im Landtag Nordrhein-Westfalen ausstellen.