Einfühlsam und humorvoll ist er, hat immer einen Spruch auf den Lippen. Frank Busemann gewann 1996 die Olympische Silbermedaille im Zehnkampf und eroberte mit seiner Leistung und seiner sympathischen, unbefangenen Art die Herzen der Leichtathletik Fans.
Als Zehnkämpfer meisterte Frank Busemann zehn verschiedene Disziplinen. Er weiß, wie man sich neuen Herausforderungen stellt und aus Niederlagen lernt. Als Experte für Leistung, Sport, Motivation und Erfolg begeistert er Menschen und zeigt ihnen, wie sie die Erfolgsprinzipien des Sports für sich nutzen können.
Ebenso steht Frank Busemann als Sportexperte bei der ARD vor der Kamera und berichtet regelmäßig über Wettbewerbe von Menschen von Behinderung – mit zahlreichen einfühlsamen Interviews bei den Weltspielen der Special Olympics 2023 in Berlin. Zudem ist er seit 2014 ehrenamtlich als Botschafter von Special Olympics Deutschland tätig.
Für dieses Engagement erhält der 50-Jährige den Lebenshilfe-Medienpreis BOBBY 2025. Ulla Schmidt, Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.: „Frank Busemann ist ein absoluter Sympathieträger und eine Identifikationsfigur – gerade für Menschen mit Behinderung.“
Im Interview mit dem Lebenshilfe journal spricht der Vater dreier Kinder über Mut, Selbstvertrauen, Werte des Sports, Freude, Ehrlichkeit, gute Vorbereitung und wie wichtig es ist, über Grenzen zu gehen.
Lebenshilfe journal: Herzlichen Glückwunsch zum Bobby 2025, lieber Herr Busemann. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Frank Busemann: Ist Wahnsinn. Preise bekomme ich so nicht mehr. Diese Anerkennung ist da draußen viel schwerer zu erhalten. Ich freue mich sehr, dass die Lebenshilfe mich ausgewählt hat.
Lebenshilfe journal: Wann sind Sie zum ersten Mal mit Menschen mit Behinderung in Berührung gekommen?
Frank Busemann: Dass muss vor 2010 gewesen sein. Da bin ich mit Athletinnen und Athleten von Special Olympics während eines Charity-Laufes in Kontakt gekommen und wurde gefragt, ob ich für das Special Olympics Team starten möchte. Das alles hatte mich gepackt und so hatte ich mit Sven Albrecht von Special Olympics Deutschland zuammengehockt und überlegt, ob man die Nationalen Spiele nicht mit einer Live-Woche ins ARD-Morgenmagazin bringen könnte. Viele Gespräche folgten und es klappte. Wenn man will, geht alles.
Lebenshilfe journal: Als ehemaliger Leistungssportler wissen Sie zu gut, wie hart man arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Was zählt für Sie neben dem Leistungsgedanken mit Blick auf Menschen mit Behinderung?
Frank Busemann: Freude und Ehrlichkeit. Wie man miteinander umgeht und dass man für seine Sache brennt. Menschen mit Behinderung leben die Werte des Sports in seiner reinen Form. Die Leistung erbringt jeder in seinem Rahmen. Wichtig ist, dass Du ein Ziel hast, für das Du brennst. Ich bin mit Talent gesegnet und Ehrgeiz geflutet. Dieses Glück haben nicht alle. Diese Geschichten, die dahinterstehen, interessieren mich.
Lebenshilfe journal: Worauf kommt es Ihnen in Interviews mit Menschen mit Behinderung an?
Frank Busemann: Dass wir eine Ebene finden und Begeisterung transportieren können. Sport macht selbstbewusst und es gehört einiges dazu sich vor eine Kamera zu stellen. Diesen Mut aufzubringen ist nicht einfach. Dabei ist es wichtig man selbst zu bleiben. Ich versuche mich so gut wie möglich auf meine Interviewpartner einzustellen und nicht nach einem vorgegebenen Fragenkatalog vorzugehen.
Lebenshilfe journal: Wie war das erste Mal für Sie vor der Kamera?
Frank Busemann: Uwe Kirchner und Peter Großmann von der ARD haben mich spielerisch herangeführt. Vor meiner ersten Reportage war ich allerdings so aufgeregt, dass ich nicht schlafen konnte. Und als ich es geschafft hatte, war das einfach ein Riesengefühl. Vor der Kamera stehen macht mir große Freude, obwohl ich jedes Mal aufgeregt bin. Früher in der Schule war ich ein sehr schüchterner und zurückhaltender Schüler. Der Sport hat mir geholfen mich zu entwickeln und selbstbewusster zu werden.
Lebenshilfe journal: Neben Ihrer Arbeit bei der ARD, treten Sie als Experte für Leistung, Sport, Motivation und Erfolg, als sogenannter Keynotespeaker, auf. Was sind Ihre Top 3, die Sie Menschen mitgeben?
Frank Busemann: Nicht zu glauben, dass man alles weiß. Man sollte sich nie über die Dinge stellen. Sich gut vorbereiten und auch Rückschläge einstecken können. Stressresilienz aufbauen, denn es gibt einfach Dinge, die passieren, ohne dass man sie beeinflussen kann. Damit muss man umgehen. Es gibt nichts Schlimmeres als Menschen, die immer nach Ausreden suchen, warum etwas nicht klappt.
Lebenshilfe journal: Was waren Ihre größten Fähigkeiten beim Zehnkampf?
Frank Busemann: 100 Prozent vorbereitet sein und sich immer auf den Moment fokussieren. Wichtig ist auch über Grenzen zu gehen. Ich hatte die Fähigkeit im Wettkampf Leistungen abzurufen, die ich eigentlich im Training nicht draufhatte. Dieses Vertrauen in meine Leistung, wenn es drauf ankommt, hatte ich. Gleichzeitig hat mich die Angst vorm Scheitern so gut vorbereiten lassen. Beim Zehnkampf reizte mich besonders die Vielseitigkeit, denn ich konnte vieles gut, war unheimlich bewegungstalentiert, aber körperlich nicht so robust. Viele Verletzungen begleiteten meine Karriere in den mehr als 800 Wettkämpfen.
Lebenshilfe journal: Wie hat Ihre Karriere begonnen?
Frank Busemann: Meine Eltern haben mich am Tag meiner Geburt in einem Sportverein angemeldet und im Alter von sieben Jahren habe ich mit 50 Meter, Weitsprung und Ballwurf begonnen, genau am 1. Mai 1982.
Lebenshilfe journal: Haben Sie Kinder und was geben Sie Ihnen mit auf den Weg?
Frank Busemann: Ja, drei, 16, 13 und zehn Jahre alt. Ich wünsche mir, dass sie sich frei entfalten können.
Lebenshilfe journal: Gibt es etwas, dass Sie unbedingt noch machen möchten?
Frank Busemann: Schmerzfrei bleiben und dem Kampf gegen den körperlichen Verfall trotzten. Ich liebe das, was ich tue, bin kürzlich 50 geworden. Ab jetzt kommen nur noch Zugaben. Ich wünsche mir, dass es meiner Familie gutgeht, und dass ich all das, was ich aktuell tue, lange weitermachen kann.