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Ausgabe 1/2019, Seite 3.

„Inklusion ist eine Generationenaufgabe“

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Prof. Dr. Gerd Ascheid (links), neuer Landesvorsitzender der Lebenshilfe NRW, im Gespräch mit Lebenshilfe-Pressesprecher Philipp Peters.
Prof. Dr. Gerd Ascheid (links), neuer Landesvorsitzender der Lebenshilfe NRW, im Gespräch mit Lebenshilfe-Pressesprecher Philipp Peters.
© Verena Weiße

Prof. Dr. Gerd Ascheid ist neuer Landesvorsitzender der Lebenshilfe NRW. Im Gespräch mit Philipp Peters und Verena Weiße gibt der Professor, der an der RWTH Aachen arbeitet, Einblicke in seinen engen Bezug zur Lebenshilfe und Ausblicke auf seine Ziele als Landesvorsitzender.

Lebenshilfe journal: Welchen Bezug zu Menschen mit Behinderung haben Sie?

Prof. Ascheid: Unser Sohn Julian hat das Down Syndrom. Er war damals in der Frühförderung bei der Lebenshilfe Aachen – ein sehr positives Erlebnis. Er konnte durch die Frühförderung zahlreiche Fähigkeiten entwickeln und ist dadurch viel selbstständiger geworden. Darüber ist auch mein Bezug zur Lebenshilfe entstanden.

Positiv war zu diesem Zeitpunkt, dass es Elternkreise gab. Es ging sowohl darum Kinder mit Behinderung zu fördern, als auch darum für Eltern Hilfestellung durch Gespräche, Treffen und Austausch mit anderen Eltern zu bekommen.

Lebenshilfe journal: Wie lange ist das jetzt her?

Prof. Ascheid: Julian ist 1991 geboren und die Frühförderung fing ein halbes Jahr später an.

Lebenshilfe journal: Und dann haben Sie sich weiter bei der Lebenshilfe engagiert?

Prof. Ascheid: Ich bin 1994 erstmalig in den Vorstand gewählt worden, war zwei Amtsperioden bis zum Jahr 2000 im Vorstand und musste dann aus beruflichen Gründen darauf verzichten. Denn ich habe für einen amerikanischen Technologiekonzern mit Teams in Indien, Frankreich, den USA und Kunden weltweit gearbeitet. Es war terminlich nicht mehr zu schaffen. 2003 bin ich dem Ruf der RWTH Aachen gefolgt. So war ich wieder vor Ort und konnte mich für die Lebenshilfe engagieren. 2003 bin ich zum ersten Vorsitzenden der Lebenshilfe Aachen gewählt worden. 2014 wurde ich Aufsichtsratsvorsitzender der Werkstatt der Lebenshilfe Aachen, da sich mein Vorgänger in den Ruhestand verabschiedet hat.

Lebenshilfe journal: Was möchten Sie zum Thema Arbeit für Menschen mit Behinderung erreichen?

Prof. Ascheid: Es gibt zwei Hauptthemen. Das eine ist Inklusion, wobei gerade die Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung in den Arbeitsmarkt ein Thema für eine ganze Generation darstellt. Das kann nur funktionieren, wenn Menschen ohne Behinderung das Zusammenleben lernen. Wer das Zusammenleben kennt, wer in einer integrativen Kindertagesstätte war, für den ist das kein Thema. Wer das in seiner schulischen Zeit und im Arbeitsleben nie kennengelernt und wenig Kontakt zu Menschen mit geistiger Behinderung hat, für den ist das zunächst einmal ungewohnt. Und wir wissen ja, dass man dazu tendiert, Ungewohntes erst einmal abzulehnen.

Da ist noch viel Arbeit erforderlich, dass eine Gesellschaft entsteht, die sich öffnet, die die Menschen aufnimmt. Und wir überlegen mit der Werkstatt, wie wir das fördern können.

Lebenshilfe journal: Welche Ansätze sehen Sie?

Prof. Ascheid: Inklusionsbetriebe sind ein Ansatz. Ein zweiter sind Werkstätten, die aus diesen Gründen auch zukünftig sehr wichtig sein werden. Insofern sollten wir schauen, dass sich auch die Werkstätten verändern und den Wünschen und Anforderungen der Zukunft gewachsen sind. Dazu gehört auch, dass wir das Angebot vielfältig gestalten. Die Werkstatt ist heute nicht mehr nur traditioneller Metall- oder Holz-, sondern auch Garten- und Landschaftsbau sowie Catering. Es gibt betriebsintegrierte Arbeitsplätze. Wir müssen daran arbeiten, dass wir attraktive Angebote schaffen. Außerdem müssen die Werkstätten für die Änderungen, die durch das BTHG entstehen, fit gemacht werden.

Lebenshilfe journal: Sie arbeiten als Professor am Lehrstuhl für Integrierte Systeme der Signalverarbeitung an der RWTH Aachen. Welche Möglichkeiten sehen Sie generell zum Thema Digitalisierung zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung?

Prof. Ascheid: Elektronische Hilfsmittel können viel bieten, um Teilhabe am Leben zu ermöglichen. So gibt es beispielsweise ein System in Berlin, das blinden Menschen hilft, den Öffentlichen Nahverkehr über Smartphone und die Anlagen der Betriebe selbstständig zu führen. Bei der Digitalisierung gibt es viele Möglichkeiten, die Inklusion zu unterstützen und zu fördern. Es ist auch für uns an der RWTH ein interessantes Thema. Wir wollen die Forschung mit der Umsetzung der Inklusion verbinden. Und die Möglichkeiten, die die Technik bietet, nutzen, um den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

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