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Ausgabe 2/2020, Seite 2

Eins-zu-eins-Betreuung rettet Arbeitsplatz

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Jobcoach Marie-Theres Hübner (li.) besucht ihren Klienten, Altenpfleger Mark Prosser (re.), mehrmals in der Woche an dessen Arbeitsplatz in einem Seniorenheim in Recklinghausen.
© LWL

Jobcoach Marie-Theres Hübner steht Altenpfleger Mark Prosser im Seniorenzentrum Grullbad in Recklinghausen zur Seite.

Von Verena Weiße/LWL

Er gehört schon lange dazu: Seit über 20 Jahren kümmert sich Mark Prosser im Seniorenzentrum Grullbad in Recklinghausen um die pflegebedürftigen Bewohnerinnen. Er hilft ihnen beim Essen und der Körperpflege, unterstützt sie in ihrem täglichen Leben. Seit einem Jahr braucht der Altenpfleger selbst jemanden, der ihm unter die Arme greift. Dieser jemand ist seit Mai 2019 Marie-Theres Hübner. Als sogenannter Jobcoach unterstützt die studierte Ergotherapeutin Menschen mit einer Schwerbehinderung am Arbeitsplatz.

Zweimal in der Woche fährt die 30-Jährige zu Mark Prosser und begleitet ihn in seinem Arbeitsalltag. Denn gesundheitlich lief es in den vergangenen Jahren schlecht für den Familienvater: Seit fast 20 Jahren ist er an Diabetes erkrankt. Schwindel, Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten – die Symptome machten ihm die Arbeit schwerer. „Jahrelang habe ich versucht, trotzdem weiterzuarbeiten wie bisher“, sagt Mark Prosser rückblickend. Doch je länger der 46-Jährige weitermachte, desto schlechter wurde sein Gesundheitszustand. Gleichzeitig erhöhte sich mit seinem Aufstieg zum Leiter eines eigenen Pflegebereichs der tägliche Druck, funktionieren zu müssen. „Irgendwann ging nichts mehr“, sagt er. 2014 die Diagnose: Depression. „Da habe ich erkannt: Ich muss kürzertreten.“ Und Mark Prosser unternahm einen mutigen Schritt: Als Pflegebereichsleiter trat er zurück, arbeitet seitdem als normaler Altenpfleger. Dennoch fiel es ihm schwerer, den körperlich und psychisch anstrengenden Aufgaben gerecht zu werden. „Da habe ich ernsthaft überlegt, alles hinzuschmeißen.“

Kollegin auf Zeit

Über den örtlichen Integrationsfachdienst erfuhr Mark Prosser vor einigen Monaten vom Jobcoaching. „Ich musste mich überwinden, das Angebot anzunehmen“, sagt er heute. Doch die Alternative wäre gewesen, erwerbsunfähig zu werden. „Mit Mitte 40 nichts mehr zu tun zu haben, das war eine schreckliche Vorstellung.“ Also stimmte Mark Prosser dem Jobcoaching zu und das LWL-Inklusionsamt vermittelte ihm Marie-Theres Hübner.

Wenn die 30-Jährige ins Seniorenzentrum Grullbach kommt, integriert sie sich vollkommen in die Arbeitsabläufe: „Besonders in der ersten Phase des Coachings lege ich selbst Hand an. Während des Jobcoachings bin ich für alle Mitarbeiter eine Kollegin auf Zeit.“

In der zweiten Coaching-Phase legt Marie-Theres Hübner gemeinsam mit Mark Prosser und seiner Vorgesetzten Alexandra Pacholek, Pflegedienstleiterin und stellvertretende Einrichtungsleitung des Seniorenzentrums, fest, in welchen Arbeitsbereichen besondere Bedarfe für ihn liegen. „Ein Vorteil des Jobcoaches ist, dass er als Außenstehender einen anderen Blick auf die Situation vor Ort hat“, erklärt Marie-Theres Hübner. „Ich bin anfangs nicht mit den Arbeitsabläufen und Dynamiken zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten vertraut, dadurch fallen mir Kommunikationsschwierigkeiten eher auf als jemandem, der selbst in der Situation steckt.“

„Das Jobcoaching hat die verfahrene Situation gerettet“, bringt es Mark Prossers Vorgesetzte Alexandra Pacholek auf den Punkt. Einen langjährigen Mitarbeiter zu verlieren, wäre in einem Bereich, der ohnehin schwer vom Fachkräftemangel gebeutelt ist, eine mittelschwere Katastrophe. „Ohne das Jobcoaching hätten wir Herrn Prosser wohl nicht mehr lange halten können.“

Arbeitsplatz  sichern

Viele Menschen werden erst durch eine Krankheit oder einen Unfall schwerbehindert. Ihre Beeinträchtigung wirkt sich häufig auch auf ihr Berufsleben aus. Helfen können sogenannte Jobcoaches. Sie besuchen ihre Klienten über einen längeren Zeitraum an deren Arbeitsplatz und unterstützen sie und den Arbeitgeber dabei, die Situation vor Ort zu verbessern. Seit 30 Jahren bietet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) diese Form der Eins-zu-eins-Betreuung an. Ziel des Jobcoachings ist es immer, einen Arbeitsplatz zu sichern. Je nach Art der Behinderung und der Situation vor Ort sind die Aufgaben und Abläufe dabei so unterschiedlich wie die Menschen, die betreut werden. Gemeinsam haben alle Coachings das Ziel, den Menschen an seinem Arbeitsplatz und im Kolleginnenkreis wieder zu integrieren, Abläufe zu üben und gemeinsam konstruktive Lösungen zu finden, wenn es irgendwo hakt. Beendet ist das Coaching dann, wenn der Arbeitnehmer seine Aufgaben wieder eigenständig und sicher erledigen kann. In der Regel begleiten Jobcoaches wie Marie-Theres Hübner ihre Klienten etwa ein Jahr.

Hier geht es zum Film über Mark Prossers Jobcoaching im Seniorenzentrum Grullbach: www.video.lwl.org/soziales/ jobcoaching

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